Auracast: Unterschied zwischen den Versionen
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* | * [https://de.wikipedia.org/wiki/Bluetooth Bluetooth in der Wikipedia] | ||
* | * [https://www.bluetooth.com/de/ Bluetooth SIG] | ||
* | * [https://www.bluetooth.com/de/auracast/ Auracast bei Bluetooth SIG] | ||
* | * [https://www.listentech.com/de/News/auri/ AURI™, ein Auracast Sender-System] | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Version vom 5. Juni 2024, 15:00 Uhr
Auracast[1] (vollständige Bezeichnung: Auracast™ broadcast audio) ist eine neue Erweiterung des Bluetooth Protokolls und soll die Verbindung von diversen Hörsystemen zu Audio-Sendern in verschiedenen Einsatzbereichen im privaten und öffentlichen Leben vereinfachen. Es ist also keinesfalls ein spezielles Produkt nur für Hörhilfen wie Cochlea Implantate oder Hörgeräte, aber es kann auch dafür verwendet werden.
Allgemein
Das Thema Bluetooth ist mit all seinen Spezifikationen, Protokollen, Versionen, Audio-Codes etc. sehr komplex. Bei diesem Artikel wurden deshalb bewusst einige technische Details vereinfacht dargestellt, um die Verständlichkeit zu erhöhen.
Auracast basiert auf der Bluetooth Version 5.2 (manche Quellen geben 5.3 an), dem Public Broadcast Profile sowie auf Bluetooth Low Energy (BT LE) Audio[2]. Die verwendeten Geräten müssen also grundsätzlich dazu kompatibel sein. Außerdem muss der Geräte-Hersteller die Auracast Funktion in seinem Gerät implementiert haben. Das könnte auch nachträglich per Software-Update erfolgen.
Die Spezifikation zu Auracast wurde offiziell im Jahr 2022 fertig gestellt.[3][4]
Beim bisherigen Bluetooth-Protokoll kann sich nur ein einziges Audio-Empfangsgerät - z.B. ein Kopfhörer - mit einem Sender verbinden (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Dazu ist initial ein beidseitiger Kopplungsprozess durchzuführen, der manchmal umständlich und fehleranfällig ist.
Dieser Vorgang lässt sich mit einem Telefonat vergleichen. Um das dieses zu initiieren, muss die erste Person die richtige Nummer wählen und die andere Person muss den Anruf annehmen (ggf. nach Prüfung der übermittelten Rufnummer, die im Display angezeigt wird). Wenn die Verbindung zustande gekommen ist, können im Normalfall nur zwei Personen miteinander reden. Eine dritte Person kann nicht hinzu kommen, „die Leitung ist besetzt“.
Auracast hingegen lässt sich mit dem Rundfunk (Englisch: broadcast) vergleichen. Ein Radiosignal wird vom Sender permanent ausgestrahlt, innerhalb dessen Funkreichweite ist es einfach da. Der Empfänger muss lediglich sein Radio einschalten und ggf. den gewünschten Sender einstellen. Beliebig viele Empfänger können den gleichen Radiosender hören.
Bei Auracast erfolgt die Kommunikation nur in eine Richtung, der Sender spricht und die Empfänger hören zu. Beim bisherigem Bluetooth-Protokoll gibt es diesen Fall auch, aber eine bidirektionale Kommunikation ist teilweise auch möglich (z.B. Telefonieren mit einem Headset).
Wie beim Radio- und Fernseh-Rundfunk kann ein Auracast Sender zeitgleich mehrere Programme bzw. Kanäle (Streams) übertragen. Das können beispielsweise linke und rechte Seite eines Stereo-Programmes sein aber auch verschiedene Sprachen eines Filmes im Kino. Jeder Empfänger kann dann individuell entscheiden, welchen Stream er hören möchte. Auf einem Bahnhof könnten somit gezielt die Durchsagen ausgewählt werden, die für den Bahnsteig relevant sind, wo der erwartete Zug abfahren soll.
Mögliche Einsatzbereiche
Es gibt sehr viele denkbare Einsatzbereiche für Auracast. Die sind keinesfalls auf hörgeschädigte Personen beschränkt.
- Durchsagen am Bahnhof oder Flugzeug in verschiedenen Sprachen und mit guter Verständlichkeit
- Stadt- oder Museumsführungen in verschiedenen Sprachen und mit guter Verständlichkeit
- Verschiedene Sprachen im Kino oder bei anderen Vorführungen
- Mehrere Funkkopfhörer an einem Musik- oder Fernsehgerät gleichzeitig betreiben, bei Bedarf auch in unterschiedlichen Sprachen.
Bedienung
Im einfachsten Fall schaltet man Auracast an seiner Hörhilfe per Knopfdruck einfach an oder aus, so wie es oftmals auch mit der T-Spule funktioniert. Aber da bei Auracast vorgesehen ist, dass ein Sender mehrere Streams ausstrahlen kann und da sich die Empfangsbereiche verschiedener Sender auch überlappen können (z.B. bei benachbarten Konferenzräumen), ist es notwendig eine Auswahl treffen zu können.
Dafür ist neben dem Sender und dem Empfänger eine dritte Komponente notwendig, der sogenannte Assistent (Englisch: Assistant). Seine Aufgabe ist es, dem Benutzer alle empfangbaren Streams anzuzeigen und den gewünschten Stream auswählen zu lassen.
Der Assistent kann im Empfänger integriert sein, zum Beispiel bei einer Halsringschleife (ähnlich dem Roger™ NeckLoop). Über so ein Gerät könnten alle Hörhilfen, die eine T-Spule haben, an einer Auracast-Übertragung teilnehmen.
Wenn die Hörhilfe bereits einen Auracast-Empfänger integriert hat, kann der Assistent eine App auf dem Smartphone sein, welches die Steuerbefehle dann an die Hörhilfe sendet. Alternativ könnte der Assistent auch Bestandteil einer speziellen Fernbedienung („Bedienhilfe“) vom Cochlea-Implantat bzw. Hörgerät sein. Die Auswahl kann durch Bedienung am Gerätes oder aber auch durch Einlesen eines QR-Codes erfolgen. Diese Vorgänge sind vergleichbar mit der Verbindung eines Smartphones oder Computers mit einem WLAN.
Sicherheit
Grundsätzlich kann jede Person mit einem geeigneten Empfänger einen Auracast-Stream empfangen, sofern der sich innerhalb der Funkreichweite befindet. Somit lässt sich der Empfang auch nicht auf einen bestimmten Raum oder Bereich exakt begrenzen. Es ist aber vorgesehen, dass ein Stream mit einem Passwort gesichert werden kann. Dann kann dieser nur ausgewählt und empfangen werden, wenn der Benutzer das richtige Passwort eingibt.
Da jeder einen Auracast-Sender betreiben kann, auch in der Nähe von anderen Systemen, könnten Benutzer sich unwissentlich mit einem falschen Sender verbinden und gefälschte Durchsagen hören. Eine ähnliche Problematik gibt es beispielsweise auch bei öffentlichen WLANs.
Mögliche Nachteile gegenüber anderen Übertragungs-Systemen
Jedes System hat sein eigenen Stärken und Schwächen. Kein System ist perfekt. Inwieweit die theoretischen Schwachpunkte des Auracast-Systems in der Praxis relevant sind, muss sich noch zeigen.
Latenz
Jede digitale Verarbeitung und Übertragungstechnik bedingt eine gewisse Verzögerung („Latenz“). Damit ist hier die Zeit gemeint, die ein Ton insgesamt benötigt, bis er von einer Person wahrgenommen wird. Wenn beispielsweise die Sprache eines Sprechers im Fernsehen später als die Bewegung der Lippen wahrgenommen wird, dann wird das ab ungefähr 60 ms (0,06 Sekunden) als störend wahrgenommen. (richtiger Wert? Referenz?) Verlässliche Werte für Auracast liegen noch nicht vor, da die Technik noch am Anfang steht. Die Latenz wird aber deutlich höher sein als bei einer Induktionsschleife.
Fake-Sender
Prinzipiell kann jeder einen Auracast-Sender betreiben, auch in der Nähe von anderen Systemen. Dadurch könnten Benutzer sich unwissentlich mit einem falschen System verbinden und gefälschte Durchsagen hören.
Störsicherheit
Auracast basiert auf der Bluetooth-Technik und sendet somit auch im 2,4 GHz Frequenzbereich. Dieser Funkbereich ist nicht lizenzpflichtig und somit von jedem Hersteller für diverse Zwecke nutzbar. Neben allen Bluetooth-Geräten senden auch viele WLAN-Geräte in dem Bereich. Und viele Funkfernbedienungen. Wenn sich davon zu viele Sender im gleichen Bereich befinden, kann es zu Empfangsstörungen kommen. Auch ganz andere Geräte wie Mikrowellenherde können Störungen verursachen. Da ein Auracast-Sender nur sendet und ein Auracast-Empfänger nur empfängt, besteht keine Möglichkeit, eine Rückmeldung über die Empfangsqualität zu geben.
Aktueller Stand
Im Bereich der Hörhilfen gibt es momentan (Stand: Mitte 2024) diese Geräte, die Auracast bereits unterstützen (ggf. erst nach einem Software-Update):
- CI Cochlear Nucleus 8[5]
- Hörgeräte der Reihe ReSound Nexia[6]
- Hörgeräte der Reihe Beltone Serene[7]
- TV-Streamer+ von ReSound[8]
Erfahrungsberichte
Relevante Erfahrungsberichte gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Deshalb hier nur eine persönliche Einschätzung:
Bis Auracast weit verbreitet sein wird, insbesondere im Bereich der Hörhilfen, werden noch einige Jahre vergehen. Ob es überhaupt dazu kommt, kann natürlich nicht garantiert werden. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, da das System viele interessante Einsatzmöglichkeiten bietet und für die Geräte-Hersteller voraussichtlich relativ preisgünstig sein wird. Ob die die neue Technik aber gleich in alle Hörhilfen einbauen oder nur teurere Modelle, kann nicht vorhergesagt werden.
Mindestens bis zur weiten Verbreitung von Auracast werden andere Systeme weiterhin ihre Berechtigung behalten, insbesondere auch Induktionsschleife und T-Spule, da die als Verbindung zwischen alten und neuen Systemen dienen können.
WebLinks
- Bluetooth in der Wikipedia
- Bluetooth SIG
- Auracast bei Bluetooth SIG
- AURI™, ein Auracast Sender-System
Einzelnachweise
- ↑ https://www.bluetooth.com/de/auracast/
- ↑ https://www.bluetooth.com/auracast/faq/
- ↑ https://www.bluetooth.com/de/blog/just-announced-the-complete-suite-of-le-audio-specifications-is-now-available/
- ↑ https://www.bluetooth.com/de/blog/how-le-audio-will-enhance-audio-performance/
- ↑ https://www.cochlear.com/de/de/home/products-and-accessories/cochlear-nucleus-system/nucleus-sound-processors/nucleus-8
- ↑ https://www.resound.com/de-de/hearing-aids/resound-hearing-aids/resound-nexia
- ↑ https://www.beltone.com/de-de/hearing-aids/beltone-hearing-solutions/beltone-serene
- ↑ https://www.resound.com/de-de/hearing-aids/resound-hearing-aids/resound-nexia