FM-Anlage

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Als FM-Anlagen werden drahtlose Signalübertragungsanlagen bezeichnet, die z.B. Sprache oder Musik in Funksignale umwandeln und sie dadurch übertragen. Sie basieren auf Sender und Empfänger. FM-Anlagen stellen eine Alternative zu induktiven Höranlagen dar.

Begriffsdefinition

Die Abkürzung „FM“ stammt aus der Zeit, als noch die Frequenzmodulation als Übertragungstechnik diente. Heutzutage wird der Begriff FM-Anlage stellvertretend für verschiedene Arten von Übertragungsanlagen benutzt, auch wenn sie gar nicht mehr auf der Technologie der Frequenzmodulation basieren.

So werden heutzutage mit dem Begriff FM-Anlage häufig auch Roger-Systeme bezeichnet, die jedoch eine andere Übertragungstechnologie nutzen.

FM-Technologie

Das FM-System ist ein älterer Industriestandard zur Funkübertragung an Hörgeräte, der vor allem im schulischen Umfeld zur Verbesserung des Signal-Rausch-Verhältnisses (SNR) verwendet wird. Es zeichnet sich durch eine gute Klangqualität und eine Reichweite von 15 bis 30 Metern aus. FM-Systeme können auf verschiedenen Kanälen arbeiten, um Interferenzen zu vermeiden, sind aber dennoch anfällig für Störungen durch elektrische Geräte oder benachbarte Frequenzen. Der FM-Empfänger kann entweder universell für viele Hörgeräte oder proprietär für bestimmte Modelle sein. Nachteile des Systems sind die hohen Kosten, mögliche Störanfälligkeit und die Notwendigkeit zusätzlicher Hardware, die das Hörgerät größer macht.

Roger™ Technologie

Die Einführung der Roger-Technologie erfolgte in den 2010er-Jahren durch Phonak. Roger nutzt digitale Funkübertragung und ist eine Weiterentwicklung der klassischen FM-Technologie. Es bietet eine noch klarere Sprachübertragung, weniger Störungen und eine einfachere Verbindung zu modernen Hörgeräten und Cochlea-Implantaten.

Funktionsweise

Die FM-Anlage besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Mikrofonsender und dem Funkempfänger.

Das Mikrofon des Sprechers dient als Sender und ist direkt mit dem Empfänger verbunden. Der Sender wandelt die akustischen Signale, wie Sprache und Musik, in Funksignale um, die über einen bestimmten Frequenzbereich zum Empfänger gesendet werden.

Der Empfänger ist entweder in das Hörsystem integriert oder über ein separates Gerät mit dem Hörsystem verbunden und empfängt die Funksignale vom Sender.

Der Empfänger wandelt die Funksignale wieder in Audiosignale um, die beim Hörgerät dann verstärkt ins Ohr geleitet und beim Cochlea-Implantat vom Sprachprozessor weiterverarbeitet und an den Hörnerv übertragen werden.[1]

FM-Anlagen werden auch als digitale Signalübertragungsanlagen bezeichnet.

FM- bzw. Roger-Empfänger beim Cochlea-Implantat

Je nach CI-System gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Signale einer Übertragungsanlage zu empfangen. Diese unterscheiden sich je nach Hersteller und Prozessor. Bei allen Modellen muss der Sprachprozessor speziell für die Nutzung mit der FM-Anlage programmiert werden. Dabei kann das Mischungsverhältnis zwischen FM-Signal und CI-Mikrofon eingestellt werden, um die optimale Hörqualität zu erreichen[2]. Für die bestmögliche Nutzung einer FM-Anlage mit einem CI-Sprachprozessor sollten Nutzende eine audiologische oder technische CI-Fachkraft konsultieren, um die optimale Lösung für ihr spezifisches Gerät zu finden.

  • Ältere Modelle (z.B. Nucleus 6)[5]:
    • Direkte Verbindung über den Roger 14 Empfänger, der mit dem Soundprozessor verbunden wird.
    • Roger X Empfänger, der über einen Euro-Adapter von Cochlear an den Nucleus 6 Soundprozessor angeschlossen wird.
    • Indirekte Verbindung über den Roger X Empfänger, der an das Cochlear Wireless Minimikrofon 2+ angeschlossen wird.

MED-EL

  • SONNET und OPUS 2[6]
    • FM-Batterieabdeckung + Roger X. Der FM-Empfänger wird direkt an diese FM-Batterieabdeckung angeschlossen.
    • Indirekte Verbindung über AudioLink/AudioLink XT und AudioStream Adapter[7]

Advanced Bionic

  • Naida CI Q90[8]:
    • ComPilot: Ein FM-Empfänger kann an den Compilot angeschlossen werden, der als Zwischengerät fungiert und das Signal drahtlos an den Soundprozessor überträgt.
    • Integrierter Empfänger Roger 17, der direkt an die Unterseite der PowerCel 170 angebracht wird.
    • T-Spule (muss vom Audiologen aktiviert werden) in Verbindung mit einer Induktionsschleife oder Phonak Roger MyLink oder Phonak MyLink.
  • Naida CI M90 und Sky CI M90[9]:
    • Verbindung über RogerDirect™

Oticon Medical

  • Neuro 2 Soundprozessor:
    • Indirekte Verbindung über den Streamer XM[4]
    • Indirekte Verbindung über eine Induktionsschlaufe (z.B. Roger Neckloop) und die T-Spule.

Nutzung

Schulungen, Vorträge, Führungen

  1. Ausstattung des Vortragenden:
    • Die vortragende oder Lehrperson trägt einen Sender mit Mikrofon.
    • Das Mikrofon nimmt die Stimme auf und wandelt sie in Funksignale um.
  2. Empfang durch Zuhörende:
    • Zuhörende mit Hörbeeinträchtigung nutzen spezielle Empfangsgeräte.
    • Diese Empfänger werden meist um den Hals getragen.
    • Die Empfänger wandeln die Funksignale wieder in Schallwellen um.
  3. Verbindung mit Hörhilfen:
    • Die Empfänger leiten die Schallwellen per Umhänge-Induktionsschleife, Kabel oder Bluetooth an das Hörgerät oder den Sprachprozessor des Cochlea-Implantats weiter.
    • Alternativ können auch Kopfhörer verwendet werden

Vorteile

  • Störungsfreie und direkte Übertragung des Gesprochenen.
  • Nicht an räumliche Distanz gebunden (solange die Funkreichweite nicht überschritten wird).
  • Störende Nebengeräusche werden nicht übertragen.
  • Ermöglicht hörgeschädigten Menschen eine bessere Teilnahme am Schul- oder Berufsalltag. Für einen optimalen Einsatz sollte die FM-Anlage individuell an die Bedürfnisse der Nutzer und die spezifische Situation angepasst werden.
  • Bei Gruppenarbeiten oder Diskussionen wird das Mikrofon herumgereicht, damit alle Beiträge gehört werden können.
  • In Situationen mit Teamteaching kann ein Zusatzmikrofon für die zweite Lehrkraft verwendet werden.

Technische Integration

  • Der Sender kann mit verschiedenen Geräten wie TV, Computer oder Tablet verbunden werden, um Audioinhalte direkt zu übertragen.
  • Bei Cochlea-Implantaten (CI) können FM-Anlagen ebenfalls eingesetzt werden, wobei bei einem Wechsel von Hörgeräten zu CI ein neuer Empfänger benötigt wird.

Individuelle Anpassung

  • Der Einsatz der FM-Anlage wird individuell mit den Betroffenen und allen Beteiligten besprochen und definiert.
  • Bei Kindern mit hochgradiger Hörbeeinträchtigung wird die FM-Anlage oft durchgehend verwendet.

Praktische Tipps

  • Lehrer sollten Beiträge anderer Schüler sinngemäß wiederholen, da die FM-Anlage nur die Stimme der Lehrperson hervorhebt.
  • In lauten Umgebungen oder auf Distanz ermöglicht die FM-Anlage ein besseres Sprachverstehen.

Telefonieren

FM-Anlagen können auch zum Telefonieren eingesetzt werden, obwohl dies nicht ihr Hauptanwendungsgebiet ist. Eine FM-Anlage kann wie folgt zum Telefonieren genutzt werden https://die-brillenmacher-wallstadt.de/wie-sie-mit-hoergeraeten-telefonieren/:

  1. Direkte Verbindung: Bei Hörgeräten mit eingebauter T-Spule kann eine direkte drahtlose Verbindung zu einem Telefon aufgebaut werden. Die T-Spule muss dafür aktiviert sein.
  2. Verwendung einer Fernbedienung: Falls keine T-Spule vorhanden ist, kann bei einigen Hörgeräten eine Fernbedienung zwischengeschaltet werden. Diese empfängt das Signal und überträgt es per Funk auf die Hörgeräte.
  3. Telefonprogramm: Viele Hörgeräte verfügen über ein spezielles Telefonprogramm, das für optimales Telefonieren eingestellt werden kann. Dabei werden Faktoren wie Mikrofoneinstellung, Lautstärke und Reaktion auf Nebengeräusche angepasst.
  4. Bluetooth-Verbindung: Neuere Hörgeräte mit Bluetooth-Funktion können direkt mit Smartphones und anderen Endgeräten verbunden werden. Dies ermöglicht Telefonate in einer Entfernung von bis zu 5 Metern.
  5. Spezielle Telefone: Für Menschen mit stärker eingeschränktem Hörvermögen gibt es spezielle Telefone, die lauter eingestellt werden können und die Möglichkeit bieten, das Gespräch über die T-Spule des Hörgerätes zu empfangen.Beim Einsatz einer FM-Anlage zum Telefonieren ist es wichtig, auf eine ruhige Umgebung zu achten und den Gesprächspartner um deutliches Sprechen zu bitten, um ein möglichst entspanntes und klares Telefonat zu ermöglichen.

Fernsehen, Medien

Eine FM-Anlage kann auf verschiedene Weise zum Fernsehen eingesetzt werden:

  1. Direkter Anschluss: Der Sender der FM-Anlage wird über ein Audiokabel direkt mit dem Audioausgang des Fernsehers verbunden. Dies kann ein Kopfhöreranschluss, ein optischer Ausgang oder Cinch-Anschlüsse sein.
  2. Verwendung eines Zwischengeräts: Bei neueren Systemen wie dem AudioLink XT von MED-EL oder dem Compilot von Advanced Bionics wird ein Zwischengerät als Streamer genutzt, das sich mit dem Fernseher verbindet und das Signal an den Prozessor weiterleitet.
  3. TV-Adapter: Manche Hersteller bieten spezielle TV-Adapter an, die als Schnittstelle zwischen Fernseher und FM-Anlage dienen.
  4. Einstellungen am Fernseher: Bei manchen Fernsehern können getrennte Lautstärken eingestellt werden, sodass der Ton sowohl über die Lautsprecher als auch über die FM-Anlage ausgegeben wird.
  5. Nutzung der T-Spule: Bei älteren Systemen kann die T-Spule des Hörgeräts oder CI-Prozessors in Kombination mit einer Ringschleife am Fernseher genutzt werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Universitätsklinikum Freiburg: Glossar Cochlear Implantat; https://www.uniklinik-freiburg.de/icf/hilfreiches/glossar/fm-system-fm-anlage.html, letzter Abruf: 2025-02-10
  2. Phonak: Anpassanleitung Roger™ und Cochlea-Implantate; Phonak (Hrsg.), 2017-11, Seite 2; https://www.phonakpro.com/content/dam/phonakpro/gc_hq/de/products_solutions/wireless_accessories/roger_receivers/documents/fitting_guide_roger_and_ci.pdf, letzter Abruf: 2025-02-10
  3. Cochlear: Nucleus® Soundprozessoren vergleichen; https://www.cochlear.com/at/de/home/products-and-accessories/cochlear-nucleus-system/nucleus-sound-processors/compare-nucleus-sound-processors, letzter Abruf: 2025-01-20
  4. Hochspringen nach: 4,0 4,1 Universitätsklinikum Freiburg, Sektion Cochlear Implant - ICF: Cochlea Implantat, Abschnitt Ankopplungsmöglichkeiten; https://www.uniklinik-freiburg.de/icf/ci-versorgung/implantate/cochlea-implantat.html, letzter Abruf: 2025-02-10
  5. Phonak: Anpassanleitung Roger und Cochlear Soundprozessor Nucleus 5 und Nucleus 6; https://www.phonakpro.com/content/dam/phonakpro/gc_hq/de/products_solutions/wireless_accessories/roger_receivers/documents/fitting_guide_roger_cochlear_nucleus%205_6.pdf, letzter Abruf: 2025-02-10
  6. Hochspringen nach: 6,0 6,1 Phonak: Anpassanleitung Roger und MED-EL Soundprozessor SONNET, RONDO und OPUS 2; https://www.phonakpro.com/content/dam/phonakpro/gc_hq/de/products_solutions/wireless_accessories/roger_receivers/documents/fitting_guide_roger_med-el_sonnet_rondo_opus2.pdf, letzter Abruf: 2025-02-10
  7. Hochspringen nach: 7,0 7,1 7,2 7,3 MED-EL: AudioLink XT; https://www.medel.com/de/hearing-solutions/accessories/connectivity/audiolink-xt, letzter Abruf: 2025-02-10
  8. Advanced Bionics AG: Naída CI Q90 Soundprozessor – Gebrauchsanweisung; Advanced Bionics AG (Hrsg.), 2015; https://www.advancedbionics.com/content/dam/advancedbionics/Documents/Regional/US/libraries/naidaci/naida-ci-q90-user-guide.pdf, letzter Abruf: 2025-02-10
  9. Advanced Bionics AG: Produktkatalog NAÍDA CI M & SKY CI M (Seite 16); Advanced Bionics und Tochtergesellschaften (Hrsg.), 2024; https://www.advancedbionics.com/content/dam/advancedbionics/Documents/Regional/DE/Produkte-DE/Na%C3%ADda/NaidaCI-M/028-N091-01_RevJ_Marvel%20CI%20Produktkatalog_DE_A4_web.pdf, letzter Abruf: 2025-02-10