Entscheidungshilfe CI-Modell

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Version vom 23. Oktober 2024, 12:59 Uhr von SabineS (Diskussion | Beiträge) (Link zum Artikel Bimodale Versorgung gesetzt)
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Bei der Entscheidung für ein bestimmtes CI-Modell bzw. einen bestimmten Sprachprozessor spielen viele Kriterien eine Rolle, von denen hier einige als Hilfestellung aufgeführt sind. Sie können für eine Entscheidung ausschlaggebend sein. Die Punkte beruhen auf Anwendererfahrungen und sind nicht mit Einzelnachweisen belegt.

Wichtige Fragen

Zunächst wichtige Fragen sind:

  • Welchen Hersteller möchte ich tragen? Implantiert meine vorgesehene Klinik auch den gewünschten Hersteller bzw. mit welchem Hersteller hat meine Klinik und Nachsorgeeinrichtung die meiste Erfahrung?
    ACHTUNG: Nicht alle Hersteller sind in jeder Klinik verfügbar. Gegebenenfalls sprechen in einigen Fällen auch medizinische Gründe gegen ein bestimmtes Modell (dies beantwortet die Klinik selbst).
  • Möchte ich lieber einen Hinter-dem-Ohr oder Frei-vom-Ohr-Prozessor (Single Unit) tragen?
    HINWEIS: Advanced Bionics bietet keine Single Units an.
  • Möchte ich im Alltag gerne mit Akkus, Batterien oder der Kombination Akku und Batterien versorgt werden?
    HINWEIS: Bestimmte Modelle werden nur mit Batterie oder nur mit Akku angeboten.
  • Benötige ich eine bimodale Versorgung (soll der zukünftige Sprachprozessor kompatibel mit dem vorhandenem Hörgerät auf der anderen Ohrseite sein)?
    HINWEIS: Manche CI-Patienten klagen über einen unsynchronen, zeitversetzten Klang. Es gibt CI-Modelle, die bereits besonders auf einen bimodalen Einsatz mit einem bestimmten Hörgerät ausgelegt sind.
  • Wieviele Zusatzgeräte möchte ich maximal zur Unterstützung der Funktionalität meines Sprachprozessors mitführen? Bzw. wie kompliziert darf die Technik für mich sein?
    HINWEIS: Manche Hersteller benötigen für bestimmte Situationen mehrere Zusatzgeräte.

Zur Beantwortung dieser Fragen kann es helfen, nachfolgende Aspekte zu betrachten.

Berufliche Aspekte

In welchen Hörsituationen benötige ich gegenwärtig Unterstützung? Hierbei ist in Erfahrung zu bringen, welcher Hersteller welche Angebotspalette bietet. Zudem sollte der Frage nachgegangen werden, wie zuverlässig oder kompliziert diese Techniken in ihrer Handhabung sind.

  • Häufige Meetings/Gesprächsrunden (mit einer oder mehreren Personen): Benötige ich gegenwärtig bereits Hilfsmittel wie (Tisch-)Mikrofone, um die Kollegen und Kolleginnen besser verstehen zu können? Welcher Hersteller und welches Modell bietet gegenwärtig die einfachste/unkomplizierteste Anbindung an diese (potentiellen) (Mehrfach-)Mikrofone an? Befinde ich mich dabei in einer ruhigen Umgebung oder häufig im Störlärm? Dies gibt zugleich einen guten Hinweis auf den Bedarf eines Sprachprozessors, welcher besonders gut mit Störlärmunterdrückung arbeitet.
  • Ist häufiges Telefonieren nötig? Befinde ich mich dabei in einer ruhigen Umgebung oder häufig im Störlärm? Benötige ich einen Sprachprozessor, welcher besonders gut mit Störlärmunterdrückung arbeitet? Ferner ist es von Vorteil, wenn das Telefonat mittels direktem Streaming (ohne zusätzliche Hilfsgeräte) vom Telefon an den Sprachprozessor übertragen wird. Alternativ muss bedacht werden, ob zusätzliche (ggf. komplizierte) Hilfsgeräte in Frage kommen.
  • Nehme ich häufig an Videokonferenzen teil? Wie gut/zuverlässig funktioniert die Streamingübertragung vom PC/Laptop/Handy auf den Sprachprozessor? Ist ein direktes Streaming möglich oder werden zusätzliche Hilfsgeräte benötigt?
  • Dienstleistungsbereich mit häufig von Angesicht zu Angesicht wechselnden Gesprächspartnern (laut/leise). Muss ich oft an der Lautstärke regeln? Ist es akzeptabel, wenn ich oft mit der Fernbedienung oder der App am Handy reguliere? Möchte ich die Verstellung lieber über die Knöpfe am Hörprozessor vornehmen?
  • Arbeit in lauter ggf. auch staubiger Umgebung (Werkstatt, Produktion...). Hier besteht eventuell Bedarf eines Sprachprozessors, der für die besonderen Anforderungen durch die Umgebung geeignet ist (Feuchtigkeit- oder Staubschutz). Anderenfalls wird auch die Fähigkeit einer besonders guten Störlärmunterdrückung benötigt. Oder leichte Bedienbarkeit an Mikrofonen.
  • Mobiler Einsatz (Auto, zu Fuß). Reicht die Akkudauer des Sprachprozessors für den Einsatz aus? (HINWEIS: Es gibt die Möglichkeit des Nachladens) Oder komme ich mit Batterien besser klar? Ansonsten sind abzuwägen: Störmlärmunterdrückung, Arbeit in lauter ggf. staubiger Umgebung, häufiges Telefonieren, Bedarf an zusätzlichen Mikrofonen.

Privates/Freizeit

Welche Punkte sind mir im Privatleben besonders wichtig?

  • Geselligkeit: Gibt es viele Situationen mit Gruppengesprächen, befinde ich mich oft in einem geräuschintensiven Umfeld?
  • Musik: Wie wichtig ist mir Musik? Welche Musikrichtungen höre ich gerne? Möchte ich gerne Streamen? Nutze ich gerne Kopfhörer? - Bei einem Single Unit Modell ist hier z.B. zu bedenken, dass das Mikrofon nicht direkt am Ohr, sondern an einer anderen Stelle am Kopf sitzt.
  • Radfahren/Motorrad: Passt der Sprachprozessor unter den Helm? Hier ist oft ausschlaggebend, wie flach/dünn der Prozessor ist.
  • Wassersport/Schwimmen: Wie gut sitzt der Sprachprozessor? Welche Ausstattung bietet der Hersteller für die Nutzung im Wasser an?
  • Aussehen: Will ich meinen Sprachprozessor offen zeigen, als Schmuck tragen oder soll er möglichst unscheinbar sein? Manche Hersteller bieten verschiedene Farbkappen und Schmuckelemente an.
  • Batterie-/Akkulaufzeit: Ist mir eine lange Laufzeit wichtig, weil ich zum Beispiel häufig lange unterwegs bin und könnte das Wechseln lästig werden? Ist es mir wichtig, dass ich sowohl Batterien als auch Akkus nutzen kann? - Ein Modell mit integriertem, nicht austauschbarem Akku muss nach einer bestimmten Laufzeit in die Ladeschale bzw. über eine Powerbank aufgeladen werden.
  • Bewegungssport/Kampfsport: Brauche ich einen besonders starken Magneten, mache ich oft häufige starke Kopfbewegungen?
  • Kino/Theater/Veranstaltungen/Kirche: Ist mir die direkte Nutzung der T-Spule zur Nutzung von induktiven Höranlagen wichtig? Diese stehen häufig in öffentlichen Veranstaltungsräumen zur Verfügung.

Gesundheitliche Aspekte

  • Brauche ich häufiger ein MRT? Manche Implantate sind hier besser geeignet als andere.
  • Habe ich eine empfindliche Kopfhaut?
  • Brillenträger: Wie gut sitzt der Sprachprozessor hinter dem Ohr, stört er mich in der Verbindung mit dem Brillengestell? Kommt hierbei eher ein Single Unit Modell in Frage?
  • Zusätzliches Handycap mit Fingern/Augen: Wie wichtig ist mir eine einfache Handhabung? Bei Schwierigkeiten mit den Fingern oder mit den Augen könnte ein integrierter Akku den Vorteil haben, dass man den gesamten Sprachpozessor einfach auf die Ladeschale legt und keine kleinen Elemente am Sprachprozessor handhaben muss.
  • Vorhandenes Hörgerät: Soll das vorhandene Hörgerät unbedingt weiterhin verwendet werden? Wenn ja, ist der Sprachrozessor/das CI vollständig kompatibel mit dem Hörgerät und gibt es Bedienhilfen (Fernbedienung, App), welche für das Hörgerät und das CI gemeinsam genutzt werden können? (Sich auch Bimodale Versorgung

Weitere Informationen

Einen Überblick der verfügbaren Hilfsmittel für die einzelnen Anwendungssituationen und über die Unterschiede zwischen den Geräten findet man auf den verlinkten Wiki-Seiten sowie dem Vergleichsdokument (englisch) unten unter Weblinks. Auf den jeweiligen Wiki-Seiten finden sich auch weiterführende Links zu den einzelnen Themen. Auch in Selbsthilfegruppen finden sich gute Hinweisgeber.

Weblinks