Selbsthilfegruppen (SHG)

Aus Hör-Wiki

Selbsthilfegruppen (SHG) sind für Hörgeschädigte eine hilfreiche und gern gesehene Anlaufstelle. In vielen Fällen dienen sie als Treffpunkt und Informationsquelle für Gleichbetroffene.

Allgemeines

Nicht selten suchen neue Hörgeschädigte oder auch Kandidaten für eine CI-Operation eine Selbsthilfegruppe auf, um sich ein erstes umfängliches Bild davon zu machen, wie Betroffene mit einer Hörprothese (CI und/oder Hörgerät) hören und verstehen können. Vielen nimmt dieser Einblick die Angst, beantwortet viele offene Fragen und erleichtert zudem deren Entscheidungsfindung.

Es gibt sowohl regionale als auch deutschlandweit agierende Selbsthilfegruppen.

Da sehr viele Selbsthilfegruppen für Hörgeschädigte existieren, hilft es, bei den regionalen Verbänden nachzufragen (siehe Weblinks unten), die dann eine nächstgelegene und passende Kontaktstelle herausgeben.

Was passiert bei den Treffen?

Wortwolke erstellt nach einer Umfrage der Redaktion HörGut "Ich gehe gerne in die SHG, weil..."

Selbsthilfegruppen sind selbstorganisiert, werden ehrenamtlich geführt und sind daher oft auch unterschiedlich ausgerichtet.

In der Regel geht es in den Gruppen um folgende Aspekte:

  • Erfahrungsaustausch
    • Praktische Ratschläge u. a.
      • zur Bedienung des Hörsystems (viele Neuankömmlinge aber auch Alteeingesessene kennen den Umgang mit ihren komplexen Hörsystemen nicht)
      • zum Umgang mit der eigenen Hörbehinderung (Tipps, Tricks und Methoden zur Selbstbewusstsein- sowie Selbstwertsteigerung)
  • Informationen:
    • Welche weiteren ggf. noch unbekannten Hörhilfen existieren und sind für einen empfehlenswert z. B. für Schule, Beruf oder Freizeit
    • Wo und wie kann man diese (Hör-)Hilfen beantragen? Welche Kostenträger gibt es?
    • Fachvorträge und Seminare mit den vielfältigsten Themen zur Hörbehinderung - oft deutschlandweit angeboten (mit vorhandenen Induktionsanlagen, vielmals sind auch Schriftdolmetscher anwesend)
    • Reha (Wie beantragt man eine Reha? Welche Kliniken existieren und wie unterscheiden sich diese untereinander? Welche ist für mich empfehlenswert und warum?)
  • Emotionale Unterstützung:
    • Gemeinschaftsgefühl (es sind viele Gleichgesinnte mit ähnlichen oder gleichen Schwierigkeiten/Problemen anwesend - man fühlt sich nicht alleine mit seiner Sorge)
    • Zuhören und gehört werden: als Betroffene/r von den Erfahrungen anderer Betroffenen profitieren (Tipps, Tricks und Ratschläge erhalten)
    • Empowerment (Methoden und Strategien, die helfen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zur führen)
    • Selbstfürsorge (physisches und emotionales Wohlbefinden zu fördern - von Betroffene für Betroffene)
    • Auftanken (unter Gleichgesinnten fühlt man sich schneller ernst genommen, findet Akzeptanz und Wohlbefinden. Ebenso ist die Kommunikation aufgrund mehr Rücksicht durch identische Barrieren weniger anstrengend)
  • Gemeinsame Unternehmungen oder Ausflüge tätigen wie Skifreizeit, Zoobesuch, Escape Room, Bouldern, Tanzen, Wandern, Sightseeing, Essen gehen, usw.
  • Wochendendtreffen (Seminare und Workshops wie z. B. Methoden und Strategien im Umgang mit der Hörschädigung, Fotografieworkshop, TaeBo)
  • Monatliche Treffen (Stammtische in wechselnden Städten und/oder Lokale)

Vorteile einer Selbsthilfegruppe

  • Man bekommt die realistische Seite über die Hörreise mit dem CI oder das Hörgerät zu sehen (sehe nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis).
  • Wenn Hörgeschädigte Hilfe brauchen oder Anliegen wegen ihrer Einschränkung haben, können sie in einer Selbsthilfegruppe Unterstützung, Informationen oder Beratung finden.
  • Ich erkenne, dass ich mit meinem Problem nicht alleine bin, lerne mich und mein Hörproblem besser kennen.
  • Finde oft weitere Betroffene in meiner Altersgruppe wieder.
  • Sie stellen eine gute Ergänzung zur Beratung (z. B. zu den Ärzten aus der Klinik) dar.
  • Können Kontakte zu weiteren Fachleuten aus Medizin und Hörakustik hergestellen.
  • Viele Selbsthilfegruppen werden durch Ehrenamtliche (jede Altersklasse ist vertreten) geführt. Diese engagieren sich mit viel Herzblut und besitzen oft einen ähnlichen Lebenslauf.
  • ''Habt Kontakt mit Menschen, die eine OP bereits hinter sich haben. Die Erfahrungsberichte von Betroffenen sind der beste und ehrlichste Rat, den man erhalten kann''
  • Eine SHG ist ein selbstorganisierter Zusammenschluss von ähnlich betroffenen Menschen und soll ihnen einen geschützten Raum bieten.

Zielgruppen

In den Selbsthilfegruppen treffen sich Hörgeschädigte und deren (gesundhörende) Angehörige sowie Interessierte. Es gibt unterschiedliche Gruppen, die sich in erster Linie durch ihre Zielgruppen unterscheiden und daher unterschiedliche Angebote mitbringen:

  • Allgemeine Gruppe für alle Arten von Hörgeschädigte und für jedes Alter
  • Junge Selbsthilfe wie DOA (Deaf Ohr Alive) (18-35 Jahre), DCIG-Jugendcamp (U-18), Bundesjugend (12-35 Jahre), CI-Kids (U12)
  • Regionale Gruppen (unterteilt nach Bundesland, Stadt)
  • Einseitig Ertaubte
  • CI-Träger
  • HG-Träger
  • Eltern-Kind
  • Gehörlose mit Gebärdensprache
  • u.v.m

Organisatorisches

  • Wo finden Selbsthilfegruppentreffen statt?
    • Lokal vor Ort oder auch online. Informationen sind meist auf den Seiten der Regionalverbände zu finden (siehe Weblinks unten)
  • Wer organisiert sie?
    • Meist Betroffene und/oder Angehörige auf ehrenamtlicher Basis
  • Wie werden sie finanziert?
    • Selbsthilfekontaktstellen der Bezirke (Krankenkassen)
    • Aktion Mensch
    • Stiftungen
    • Spenden
    • Mitgliedsbeiträge (man muss kein Mitglied sein, um teilnehmen zu können)

Weblinks