Cochlea-Implantat (CI-System): Unterschied zwischen den Versionen
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In den seltensten Fällen können Patienten "sofort" "normal" hören. Oftmals schließt sich ein wochen- bis monatelanger Lernprozess an, <br> | In den seltensten Fällen können Patienten "sofort" "normal" hören. Oftmals schließt sich ein wochen- bis monatelanger Lernprozess an, <br> |
Version vom 20. März 2022, 17:59 Uhr
Was ist ein Cochlea-Implantat?
Das Cochlea Implantat ist eine künstliche Innenohrprothese.
Das Cochlea-Implantat gibt hörgeschädigten Personen, die Möglichkeit (wieder) zu hören.
Aufbau eines Cochlea-Implantates
Das Cochlea-Implantat besteht dabei aus zwei Teilen, wovon ein Teil, der Elektrodenträger
in die namensgebende Gehörschnecke (lateinisch: Cochlea) im Rahmen einer Operation unter Vollnarkose am Kopf implantiert wird.
Durch das Cochlea-Implantat können Beeinträchtigungen im Mittel- oder Innenohr behoben werden.
Voraussetzung ist hierbei jedoch unter anderem, dass der Hörnerv intakt ist.
- Elektrodenträger mit Magnet
- Sendespule mit Magnet
- (Sound-/Sprach-)Prozessor
Zusätzlich zu dem "eigentlichen" Implantat erhalten die CI-Träger Zubehöre als technische Ausstattung.
Diese unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller.
Einen Überblick über die jeweiligen Zubehöre finden sie hier
Cochlea Implantante zählen in Deutschland zu den Medizinprodukten und müssen daher entsprechende Zertifizierungen aufweisen.
Inzwischen gibt es in Deutschland über 80 Kliniken, die eine Implantation durchführen.
Wer ist berechtigt ein Cochlea-Implantat zu erhalten?
Während Hörgeräte Hörhilfen darstellen, die bei leichter bis mittlerer Schwerhörigkeit zum Einsatz kommen,
werden Cochlea-Implante verwendet, wenn die Versorgung mit Hörgeräten nicht mehr ausreichend ist.
In Frage kommende Berechtigte sind daher vor allem Personen, die
- hochgradig schwerhörig sind,
- oder (vollständig) ertaubt
- oder gehörlos sind.
Es besteht die Möglichkeit sich ein- wie auch beidseitig Implantieren zu lassen.
Im Vorfeld des chirurgischen Eingriffs werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt um festzustellen,
ob eine Indikation für eine Implantation des jeweiligen Ohrs vorliegt.
Neben den Cochlea-Implantaten gibt es weitere Möglichkeiten wie Hirnstamm-Implantate oder Knochenleitungssysteme.
- Ab welchen Alter kann eine Implantation erfolgen?
Unter tausend Neugeborenen kommen in der Regel ein bis drei Babies mit Hörstörungen zur Welt. Seit 2009 werden in Deutschland alle Neugeborenen auf ihr Hörvermögen hin untersucht (Neugeborenen-Hörscreening). Hierfür können verschiedene Methoden angewendet werden (OAE oder BERA), die nur wenige Minuten dauern und vollkommen schmerzfrei und ungefährlich sind. Die Messungen sind sehr empfindlich und können einen vorhandenen Hörschaden mit hoher Wahrscheinlichkeit aufdecken. Allerdings gibt es auch "positiv falsche" Ergebnisse, das heißt, die Untersuchung zeigt eine Auffälligkeit an, obwohl das Kind gesund ist. Deshalb müssen alle Kinder mit einem auffälligen Screening-Ergebnis in einem spezialisierten pädaudiologischen Zentrum nachuntersucht werden. Eltern sollten während der Untersuchung möglichst nah bei ihrem Kind sein. Da die Cochlea in Ihrer Größe mit ca. einem halben Jahr "ausgewachsen" ist, kann eine Implantation im Falle einer Indikation auch im ersten Lebensjahr erfolgen.
Ablauf der Operation
Die Operation erfolgt in Vollnarkose und dauert ca. zwei bis vier Stunden.
Im Rahmen der Implantation wird zunächst der Schädel des Patienten bzw. der Patientin mit einem Schnitt in der Nähe des jeweiligen Ohres geöffnet.
An einer geeigneten Stelle in der äußeren Schädeldecke wird eine flache Mulde für den später dort liegenden Elektrodenträger gefräst.
Auch der dünne Verbindungsgang zur Cochlea wird angelegt.
Anschließend wird der Elektrodenstrang (je nach Hersteller gibt es eine unterschiedliche Anzahl an Elektroden) so tief platziert,
dass die Elektroden die Härchen an Außenwänden der Cochlea berühren.
Diese geben die akustischen Signale an den Hörnerv weiter. Während der Implantation wird das Cochlea-Implantat testweise überprüft,
ob die (Hör-)Reize weitergeleitet werden. Der Patient bemerkt hiervon jedoch nichts.
Risiken
Die Risiken einer Cochlea-Implantation unterscheiden sich nicht von denen einer Operation am Mittel- und Innenohr unter Vollnarkose. Eine CI-Operation stellt heute für erfahrene HNO-Chirurgen einen Routineeingriff dar. Dennoch gibt es einige medizinische wie technische Risiken, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auftreten können:
Gefahren | Empfohlene Vorsorgemaßnahmen |
---|---|
Hirnhautentzündung | Eine Meningitis-Infektion kommt sehr selten vor. Es besteht zudem auch die Möglichkeit vor dem Eingriff durch eine Impfung gegen Mengitis ("Hirnhautentzündung") weiter zu reduzieren. |
Lähmungen | Das Risiko einer Gesichtsnervenlähmung ist äußerst gering, seit bei der OP eine intraoperative Überwachung des Gesichtsnervs (Facialis-Monitoring) genutzt wird. |
Werden bei der Implantation alle Hörreste zuerstört? | Bei stabilen Hörresten kann man heute mit speziellen Elektroden so implantieren, dass sie nach Möglichkeit erhalten bleiben. |
Klangqualität des Cochlea-Implantats | Das Hören mit CI ist für spätertaubte Erwachsene zu Beginn oft fremd. Viele Patienten berichten anfangs von verzerrten Geräuschen oder Stimmen. Doch der Gewöhnungsprozess an das neue Hören beginnt schnell. Das Ziel der anschließenden Anpassungen und der Rehabilitation ist es, ein gutes Hören herzustellen. Bei Kleinkindern spielt dieser Aspekt keine Rolle, da sie in der Regel nur den Klang des Implantates kennen und sich somit nicht umstellen müssen. |
Kann das Implantat abgestoßen werden? | Ja, es gibt jedoch weltweit nur extrem wenige Einzelfälle einer Implantat-Abstoßung. Bei Allergikern kann in begründeten Einzelfällen vor der Implantation ein Allergie-Test gegen die verwendeten Materialien gemacht werden. |
Werden die Implantate auf ihre Funktionstüchtigkeit vorab überprüft? | Die Gefahr, dass ein nicht-funktionierendes Implantat eingesetzt wird, ist extrem gering, viel geringer als etwa bei einem Herzschrittmacher. Die Implantate werden vor und auch während der OP sorgfältig getestet. Die OP wird erst abgeschlossen, wenn das Implantat richtig reagiert. |
Wie oft muss das Implantat ausgewechselt werden? | Normalerweise kommt eine Reimplantation sehr selten vor. Generell gilt für die heute verwendeten Implantate, dass die Ausfallquote bei ca. 0,05% im Jahr liegt. Das bedeutet, dass in 10 Jahren ca. 0,5 % der Implantate ausgefallen sind. Man sollte in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass bei Kindern nach einer sehr langen Tragedauer von 30 Jahren eine Reimplantation mit einem moderneren Implantat erwünscht sein kann. Eine Reimplantation ist nicht so aufwändig wie eine normale Implantation, da die vorhandenen Strukturen genutzt werden können. |
Weitere Maßnahmen
Nach der Operation in einem Klinikum wird eine mehrtägige Heilungsphase empfohlen, um die Wundheilung zu fördern.
Mit Beginn der Erstanpassung (der ersten Inbetriebnahme) des Sprachprozessors, ist frühestens ein "Hören" mit Hilfe des Implants möglich.
In den seltensten Fällen können Patienten "sofort" "normal" hören. Oftmals schließt sich ein wochen- bis monatelanger Lernprozess an,
der von speziellem Fachpersonal (Audiologen, Technikern und Ärzten) begleitet wird.
Der Lernprozess ist sehr individuell und kann nicht miteinander verglichen werden, da oftmals viele unterschiedliche Faktoren vorliegen.
Auch ambulante oder vollstationäre Rehabilitationsmaßnahmen können Bestandteil sein.