Bluetooth

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Bluetooth® hat einen hohen Stellenwert in der aktuellen Technik eingenommen - das gilt auch für Hörsysteme und besonders für das CI. Deshalb lohnt es sich, das Thema „Bluetooth“ und die Funktionen dahinter besser zu verstehen.

Definition

Wenn der Begriff „Bluetooth®“ fällt, weiß jeder direkt worum es geht - eine unkomplizierte Lösung, um drahtlose Verbindungen oder drahtlose Übertragung mit anderen Geräten herzustellen. Dabei besteht das Bluetooth® aus einer ganz simplen Technologie: Funk. Es ist ein Funkstandard, der es möglich macht, auf kurzen Distanzen Daten, Musik, Videos oder Bilder zu übertragen.

Historie

Auf weißem Hintergrund ist das Logo von Bluetooth abgebildet. Dies besteht aus einem blauen, ovalen Kreis, in dem in weißer Farbe die Zusammensetzung aus den Initialen „H“ und „B“ in der alten Schrift der Wikinger (Alphabet „Futhark“) eingefügt sind. Darunter in schwarzer Schrift das Wort „Bluetooth“ ausgeschrieben.
Bluetooth Logo ( zusammengesetzt aus den Initialen von Harald Blauzahn in Runenschrift)

Bereits in den späten 1980er Jahren gab es zahlreiche Bemühungen, um eine kabellose Datenübertragung zu ermöglichen. Erst Ende der 1990er Jahre wurde schließlich die Forschungsgemeinschaft „Special Interest Group“ (SIG), unter anderem von den großen Unternehmen Intel, IBM, Ericsson und Nokia gegründet.[1] Diese machten es sich zur Aufgabe, einen einheitlichen Standard für den Kurzstreckenfunk zu entwickeln.

Die ersten Bluetooth® Versionen 1.0a und 1.0b wurden 1999 von der SIG veröffentlicht[2] und setzten damit den Start der Zukunftstechnologie auf dem Massenmarkt. Heute entspricht Bluetooth® dem Standardprotokoll des IEEE 802.15.1[3](Institute of Electrical and Electronics Engineers, deutsch: weltweiter Berufsverband von Ingenieuren aus den Bereichen Elektronik und Informationstechnik).

Bluetooth® bedeutet übersetzt „Blauzahn“. Die Namensgebung geht nicht auf die eigentlichen Gründer zurück, sondern auf den dänischen König „Harald Blauzahn“[4](910-987). Die Analogie stammt laut Geschichte daher, dass er gut darin war, mächtige Menschen seiner Zeit zu verbinden - genau wie Bluetooth® es heute mit unseren Geräten tut.

Technischer Hintergrund

Jetzt weißt du bereits, dass die Technologie hinter dem Bluetooth® der Funk ist. Und Funkwellen schwingen mit einer charakteristischen Frequenz (= Häufigkeit einer Welle pro Sekunde; Einheit „Hertz“). Bluetooth®-Signale verwenden eine Frequenz im Bereich von 2,4 Gigahertz[5]. Dieser Frequenzbereich bietet zahlreiche Kanäle, die zur Kommunikation genutzt werden können. Dadurch wird erreicht, dass sich mehrere benachbarte Geräte nicht gegenseitig stören. Darüber hinaus besitzt jedes bluetoothfähige Gerät eine eindeutige Seriennummer. Über diese koppeln und identifizieren die Geräte sich miteinander. Aus diesem Grund kannst du direkt auswählen, mit welchem Gerät genau du dich verbinden willst.

Bluetooth®-Systemarchitektur

Bluetooth® besteht aus einem Netzwerk aus Endgeräten, die sich über Bluetooth® verbunden haben (auch Piconet = Personal Area Network genannt). In dieser Verbindung können bis zu acht Geräte gleichzeitig miteinander interagieren. Dabei fungiert ein Gerät als Primary“ und die restlichen Teilnehmer als „Secondary“. Der Primary ist für die Steuerung der Kommunikation innerhalb des Piconetzes zuständig. Geräte, die offline sind, können nicht aktiv am Datenaustausch teilnehmen. Jedoch können diese im Parkmodus die Synchronisation aktiv halten und somit bei Bedarf aktiviert werden. Grundsätzlich kann ein Bluetooth-Gerät in mehreren Piconetzen angemeldet sein, dabei aber nur in einem als „Primary“ agieren. Bei Bedarf können mehrere Piconetze zu einem Scatternetz zusammengefasst werden.

Auch besonders an der Bluetooth®-Technologie ist die Protokollarchitektur[6], die auch relevant für das Verständnis der Nutzung in Hörsystemen sein kann. Das Bluetooth®-Protokoll ist eine Art Kommunikationsprotokoll. Die Beschreibung der Bluetooth®-Kommunikationsprotokolle umfasst alle Ebenen der Protokollschichten. Darüber hinaus sieht das Funksystem auch Anwendungsprotokolle vor. Im Allgemeinen wird der Implementierungscode eines bestimmten Protokolls als Protokollstapel bezeichnet, der in folgende Schichten unterteilt ist, wobei die jeweilige Schicht für folgende Funktionen zuständig ist:

  • Physische Schicht (PHY): Funkübertragung
  • Basisband-Schicht: Übertragung und physische Verlinkung
  • Link-Manager-Protokoll (LMP): Links, Pairing und Authentifizierung zwischen Geräten
  • Host-Controller-Interface (HCI): Schnittstelle Host-Software und Bluetooth-Controller
  • Logical Link Control and Adaptation Protocol (L2CAP): Verwaltung der Datenverbindungen
  • Profile und Anwendungen: wie das Advanced Audio Distribution Profile für Audioübertragung und das Hands-Free-Profile für Freisprecheinrichtungen

Bedeutung für Hörsysteme

In Hörsystemen und modernen Lösungen für Hörgeschädigte spielt Bluetooth® eine große Rolle, zum Beispiel auch im Hinblick auf das neue Bluetooth®-Protokoll Auracast, welches in dieser Hinsicht eine Zukunftsvision für Betroffene darstellt.

Bluetooth® in Hörsystemen ist allgemein wichtig für:

  • Direkte Audioübertragung: Bluetooth® ermöglicht es Hörgeräten mit Geräten wie Smartphones, Fernseher oder anderen Audioquellen zu koppeln und so zu kommunizieren.
  • Fernsteuerung: Nutzende können ihre Hörgeräte beispielsweise über Apps steuern und somit die Lautstärke anpassen oder zwischen verschiedenen Hörprogrammen wechseln.
  • Konnektivität zu mehreren Geräten: Moderne Hörsysteme können gleichzeitig mit mehreren Geräten verbunden sein, was es den Nutzenden ermöglicht, zwischen Telefonanrufen, Musik und anderen Medien die Nutzung zu wechseln.

Genauere Infos zu den jeweiligen Verwendungen findest du unter den Artikeln der Kategorie „Hörsituationen“.

Bluetooth in Cochlea-Implantaten

Die Integration von Bluetooth in aktuellen Cochlea-Implantaten ermöglicht Nutzenden zahlreiche Vorteile und ist ein bedeutender Schritt, der zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt und die Barrierefreiheit im Alltag erhöht.

  • Verbesserung der Konnektivität: Das CI kann sich über Bluetooth drahtlos mit einer Vielzahl von Geräten verbinden. So werden Audiosignale direkt von elektronischen Geräten in die Implantate übertragen, was die Audioqualität erheblich verbessert. Zusätzlich werden Störungsgeräusche für einen klaren Klang minimiert. Auch Streaming von Filmen und Musik ist durch Bluetooth möglich.
  • Erleichterung der Kommunikation: Auch Gespräche werden durch Bluetooth-Verbindungen verbessert. Telefonate werden zum Beispiel direkt in das Implantat übertragen, ohne auf externe Geräte angewiesen zu sein. Somit können Nutzende mit deutlich größerer Freiheit und Flexibilität kommunizieren.
  • Anpassung und Steuerung: Die CI-Nutzenden können ihr Hörerlebnis ganz individuell einstellen und personalisieren (Lautstärke, Klangprofil etc.).
  • Unterstützung zur Fernwartung: Durch die Bluetooth-Integration ist die Möglichkeit der Fernwartung und -überwachung durch Audiologen und Hörtechniker einfacher. Über Bluetooth können Einstellungen optimiert oder Updates am Gerät durchgeführt werden, ohne dass die Betroffenen in die Klinik müssen. Das Gerät bleibt unkompliziert auf dem neuesten Stand.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bluetoothtest: Entwicklungsgeschichte Bluetooth; https://www.bluetoothtest.de/wissen/geschichte/, letzter Abruf: 2024-07-16
  2. lte-info: Bluetooth-Versionen in der Übersicht; https://www.lte-anbieter.info/technik/bluetooth.php, letzter Abruf: 2024-07-16
  3. Standards IEEE-Übertragungsprotokoll: Standards für Telekommunikation und drahtloses Übertragen; https://standards.ieee.org/ieee/802.15.1/3513/, letzter Abruf: 2024-07-12
  4. Bluetooth: origin of the bluetooth name and history; https://www.bluetooth.com/about-us/bluetooth-origin/, letzter Abruf: 2024-07-12
  5. Intel: Funktion der Bluetooth-Technologie; https://www.intel.de/content/www/de/de/products/docs/wireless/how-does-bluetooth-work.html, letzter Abruf: 2024-07-14
  6. feasycom: Bluetooth-Protokollstack; https://www.feasycom.com/de/how-bluetooth-protocol-stack-work.html, letzter Abruf: 2024-07-16