Induktive Höranlagen
Induktive Höranlagen, auch „Ringschleifenanlagen“ oder „Induktionsschleifen“ genannt, übertragen Sprache und Musik über ein im Raum verlegtes Kabel bzw. Kabelsystem. Die Signale können mittels einer Induktionsspule (auch T-Spule) im eigenen Hörsystem abgehört werden. So kann der erzeugte Ton direkt an das Ohr übertragen werden, Nebengeräusche und Raumakustik sind effektiv ausgeblendet.
Aufbau
Die Anlage besteht aus zwei Komponenten:
- Der Verstärker hat einen oder mehrere Signaleingänge, an die Audioquellen wie Radio, Fernseher, Mikrofone oder Funkmikrofon-Empfänger angeschlossen werden. Besonders hohe und tiefe Frequenzen werden herausgefiltert, die gewünschte Lautstärke kann eingestellt werden. Oftmals gibt es eine automatische Anpassung der Lautstärke des Eingangssignals. An dem Signalausgang werden die beiden Enden der Induktionsschleife angeschlossen. Über einen Kopfhöreranschluss kann das ausgegebene Tonsignal kontrolliert werden. Eine Stromversorgung wird natürlich auch benötigt.
- Die Induktionsschleife ist genau genommen einfach ein langes Kabel, das so verlegt wird, dass es die zu versorgende Fläche umschliesst. Die Länge des Kabels bestimmt somit die Größe der Fläche. Je größer die Fläche ist, desto leistungsstärker muss der Verstärker sein. Ausserdem darf eine bestimmte Mindestlänge des Kabels (genauer: dessen elektrischer Widerstand) nicht unterschritten werden. Dieser Wert wird ebenfalls vom Verstärker bestimmt.
Mit speziellen Meßgeräten kann die Signalstärke der Induktionsschleife kontrolliert werden.
Nutzung
Nutzer von Hörsystemen mit integrierter Induktionsspule können die Anlage ohne zusätzliche Empfangsgeräte nutzen. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber Funk- und Infrarot-Anlagen, für die spezielle Empfänger benötigt werden. Die Induktionsspule kann mittels Schalter oder Programmwahltaste am Hörgerät/CI-Prozesor oder per Fernsteuerung bzw. Smartphone-App eingeschaltet werden.
Für Nutzer von bluetoothfähigen Hörgeräten bzw. von Hörgeräten mit Audioeingang können mobile Induktionsempfänger bereitgehalten werden, die die Sprachsignale aus dem Induktionsfeld per Audiokabel oder drahtlos an das Hörgerät übermitteln. Wenn kein Hörgerät getragen wird bzw. dieses über keine Schnittstellen (Telefonspule/Audioeingang, Bluetooth) verfügt, können oftmals auch normale Kopfhörer in Kombination mit mobilen Empfangsgeräten genutzt werden.
Prinzipbedingt gibt es einige Nachteile dieser Technik:
- Das Tonsignal ist grundsätzlich Mono (einkanalig), ein Stereosignal kann nicht übertragen werden.
- Alle Personen innerhalb der Reichweite der Induktionsschleife können das Signal empfangen und somit hören. Es gibt keinerlei Schutz vor unbefugtem Mithören.
- Innerhalb der von einer Induktionsschleife umschlossenen Fläche kann nur ein einziges Tonsignal übertragen werden. Es ist also beispielsweise nicht möglich, verschiedene Sprachen innerhalb dieses Bereichs zu übertragen.
- Benachbarte Bereiche mit verschiedenen Signalen benötigen einen Mindestabstand, um sich nicht gegenseitig zu stören.
- Andere elektrische Geräte in der Nähe können unter Umständen Störungen verursachen.
Kino, Theater, Veranstaltungsräume, Kirchen, öffentliche Räume, ...
Induktive Höranlagen werden in der Regel in Veranstaltungsräumen, Theater und Kino etc. eingesetzt, um den Ton für schwerhörige Personen zugänglich zu machen. Es gibt auch Anlagen für sehr kleine Flächen, z.B. Info- oder Verkaufstresen. Die Induktionsschleife ist meistens fest verlegt, es gibt jedoch auch mobile induktive Höranlagen, die für einzelne Veranstaltungen ausgeliehen werden können. Anbieter sind meist Dienstleister für Veranstaltungstechnik.[1]
An Orten, bei denen eine Induktive Höranlage zur Verfügung steht, wird in der Regel mit einem Schild darauf hingewiesen.
Die Signale, die mittels der induktiven Höranlagen übertragen werden, können von der Induktionsspule (T-Spule) im Hörsystem empfangen werden und dort in ein hochwertiges Wiedergabesignal verstärkt werden. Dieses erreicht dann direkt das Ohr des Betroffenen, Hall und Nebengeräusche werden stark reduziert.[2]
Fernsehen/Radio
Die induktive Technik kann auch im eigenen Wohnbereich eingesetzt werden. Dazu braucht es eine kleine induktive Höranlage und die Induktionsschleife selbst. Die Signalquellen (z.B. Fernseher, Radio, eine Lautsprecheranlage oder jede andere elektronische Tonquelle) können problemlos an diese Höranlage angeschlossen werden und so beispielsweise das TV-Signal direkt zum Hörgerät oder Cochlea Implantat übertragen werden.[2]
Telefonieren
Einige Telefone bzw. die Telefonhörer strahlen selber induktive Signale aus, die dann direkt von der Hörhilfe oder dessen Zubehörgerät empfangen werden können. Dann braucht man keine weiteren Geräte mehr. Hier hat der Begriff T(elefon)-Spule auch ihren Ursprung, denn alte Telefonhörer hatten einen kleinen Lautsprecher, der prinzipbedingt ein Induktionsfeld erzeugt hat.
Tipps
- Achte bei einer Neuversorgung mit einem neuen Hörsystem darauf, dass eine T-Spule eingebaut oder anschließbar sowie aktiviert ist!
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hörkomm: CI-Induktive Höranlagen; https://www.hoerkomm.de/induktive-hoeranlagen.html, letzter Abruf: 2024-08-08
- ↑ 2,0 2,1 Amplifon: T-Spule; https://www.amplifon.com/de/amplifon-blog/t-spule, letzter Abruf: 2024-08-08