MRT-Untersuchungen

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Die meisten Menschen benötigen irgendwann im Leben eine MRT-Untersuchung. In dieser Situation stellt sich für CI-Tragende die Frage der Risiken und Bedingungen, die in Verbindung mit einem Cochlea-Implantat zu beachten sind.

Was ist MRT?

Die Magnetresonanztherapie (MRT) ist ein bildgebendes Untersuchungsverfahren unter Zuhilfenahme von Magnetfeldern und Radiowellen, mit denen schichtweise Bilder des Körpers erstellt werden. Es eignet sich besonders gut zur Darstellung von weichem Gewebe, das viel Wasser enthält, wie z.B. Gehirn, Organe, Bandscheiben, Gelenke, Muskeln oder Blutgefäße.
Die Kerne von Wasserstoff-Atomen in unserem Körper werden durch dieses Magnetfeld in Reih und Glied ausgerichtet. Radiowellen sorgen dafür, dass sich diese Ausrichtung der Atomkerne kurz ändert. Dabei entstehen Signale, die sich je nach Zusammensetzung des Gewebes unterscheiden. Ein Computer rechnet die unterschiedlichen Signale dann in Bilder um [1].

MRT-Sicherheit

Allgemein

Bei einer Bildgebung mittels MRT besteht im Gegensatz zum Röntgen oder zur Computertomographie (CT) keine gesundheitsschädigende Strahlung. Das MRT arbeitet mit Hilfe eines starken Magnetfelds und Radiowellen. Diese sind in der Regel nicht schädlich für den Patienten und werden nicht gespürt. Aufgrund des starken Magnetfelds besteht jedoch in Gegenwart von Implantaten aus Materialien mit magnetischen Eigenschaften die Notwendigkeit, gewisse Sicherheitsanforderungen für den Patienten und für die radiologische Auswertung zu berücksichtigen:

Elektromagnetische Materialien im Körper können die MRT-Diagnose durch Bildstörungen (Artefakte) beeinträchtigen. Aufgrund des starken Magnetfelds ist eine Verschiebung (Migration), eine Temperaturerhöhung und/oder eine Funktionsbeeinträchtigung des Implantats möglich.
Die neuesten Cochlea-Implantate sind von allen Herstellern bedingt MRT-kompatibel. Das bedeutet, dass mit Cochlea-Implantaten eine MRT-Untersuchung bis zu einer statischen Magnetfeldstärke von 3T (Tesla) möglich ist[2]. Alle CI-Hersteller halten deshalb Sicherheitsinformationen bereit. Zudem muss der Patient seinen Implantatausweis vorzeigen, damit die geforderten Sicherheitsmaßnahmen für den jeweiligen Implantattyp eingehalten werden können.

Migration

Alle aktuellen Implantate sind ohne besondere Maßnahmen MRT-fähig bis zu einer Magnetfeldstärke von 3T.
Bei älteren Generationen von Implantaten ist ggf. vor der MRT-Untersuchung ein Druckverband anzulegen oder es muss chirurgisch entfernt werden. Denn durch das Magnetfeld können auf die Magnete in der Induktionsspule Kräfte wirken und Schmerzen während der MRT-Untersuchung erzeugen.
Deshalb ist es unbedingt notwendig zu einer MRT-Untersuchung den Implantatausweis vorzulegen, damit der Radiologe weiß, welche Sicherheitsmaßnahmen er ergreifen muss.

Artefakte

Metallische Implantate erzeugen in einer MRT Aufnahme Bildstörungen (Artefakte), in deren Bereich eine diagnostische Auswertung nicht möglich ist.
Wenn bei einer CI-Implantation bereits bekannt ist, dass spätere MRT's im Bereich des Innenohrs notwendig sind (z.B. Nachsorgeuntersuchungen von Schwannomen), dann kann das Implantat so positioniert werden, dass die Artefakte den Untersuchungsbereich nicht stören.
Falls ein Artefakt in der zu untersuchenden Region zu erwarten ist, besteht die Möglichkeit, vor der MRT-Untersuchung den Magneten chirurgisch zu entfernen. Das ist insbesondere bei neueren Implantaten relativ einfach möglich.

Temperatur

Elektromagnetische Gegenstände können sich im Magnetfeld erwärmen. Die maximale Temperaturerhöhung liegt bei Cochlea-Implantaten nach 15 Minuten bei ca. 3°C und ist somit unkritisch.

Funktionalität

Mit Entfernung des externen Prozessors ist das CI stromlos. Deshalb besteht kein Risiko für die Funktionalität des Cochlea-Implantats durch eine MRT-Untersuchung.

Vorbereitung zur MRT

Bereits vor der Implantation werden im Rahmen der Voruntersuchungen durch die Klinik MRT-Aufnahmen des Patienten erstellt. Die Abläufe während einer MRT Untersuchung nach der Implantation unterscheiden sich prinzipiell nicht und sind somit den meisten in Erinnerung. Es gibt jedoch einige Besonderheiten, die Menschen mit Cochlea Implantat vor der Untersuchung beachten sollten. Diese sind untenstehend im Detail erläutert.

Für Menschen mit Cochlea Implantat

Leider gibt es immer noch Radiologen, die die Untersuchung bei CI-Tragenden verweigern, da sie die Verantwortung nicht übernehmen möchten. In dem Fall hilft es manchmal, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass das MRT gemäß Aussage des Herstellers unbedenklich ist und man alle notwendigen Unterlagen bereit halten werde. Die Hersteller bieten für Nachfragen auch eine Service-Nummer an.

  • Bei anderen CI-Tragenden (zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe oder beim Regionalverband) nachfragen, wie die Erfahrungen mit den lokalen Radiologen sind.
  • Bereits bei der Terminvereinbarung sollte die Radiologie-Praxis über das Tragen eines Cochlea Implantats informiert werden. So erhält man vom Radiologen zu diesem Zeitpunkt weitere notwendige Informationen und Anweisungen zum Ablauf.
  • Jeder Hersteller stellt ausführliche Information für den Radiologen bereit. Wenn man sie nicht ohnehin schon in gedruckter Form hat, sollte man sie selber herunterladen, ausdrucken und die relevanten Stellen für das eigene Implantat markieren (siehe Weblinks unten)
  • Falls keine Radiologie-Praxis gefunden wird, kann man auch die zu implantierende Klinik kontaktieren
  • Implantatausweis mitnehmen und den Radiologen über das CI informieren
  • Prozessor mit Spule zur Untersuchung ablegen

Generell

  • Wenn möglich alle metallischen Gegenstände ablegen. Hierzu zählen:
    • Brillen, Piercings, Haarspangen, Schmuck, Armbanduhren, Schlüssel und Geldmünzen, Gürtel sowie Kleidung mit Reißverschlüssen und Knöpfen, Bügel-BHs, herausnehmbare Zahnspangen oder Hörgeräte
    • Kein Make-Up, Lidschatten, Lippenstift (kann eisenhaltige Pigmente enthalten)
    • Tattoos und Permanent-Make-Up können sich erwärmen und sollten mit dem Arzt besprochen werden
  • Arzt über Metalle im Körper informieren. Hierzu zählen:
    • Cochlea Implantat, Knochenleitungsimplantat
    • Verhütungsspiralen aus Kupfer, Metallsplitter nach Verletzungen, Schrauben oder Schienen in Knochen sowie Wundklammern oder Gefäßclips bzw. -prothesen (Stents)
    • Herzschrittmacher, Defibrillatoren, Insulinpumpen, Gelenkprothesen oder Zahnimplantate

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsche Röntgengesellschaft: Medizin mit Durchblick: Die Radiologen und Strahlenmediziner; http://www.medizin-mit-durchblick.de/, letzter Abruf: 2024-06-18
  2. Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden: MRT-Sicherheit von Cochlea-Implantaten,Mittelohr- und Knochenleitungsimplantaten; https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/scic/downloads/mrtbroschuere.pdf, letzter Abruf: 2023-12-29